Die Musik von Udo Jürgens - gespielt von einem klassischen Orchester - diese Idee wurde schon im Jahr 1979 verwirklicht, als Udo das Lied „Wort“ zusammen mit den Berliner Philharmonikern für das Album „Udo `80“ aufnahm. Ein Jahrzehnt später trat Udo auf Einladung der Stadt Wien zusammen mit den Wiener Philharmonikern, einem Kinderchor und seiner langjährigen Begleitband, dem Pepe Lienhard Orchester, auf dem Wiener Rathausplatz auf. Dieses Konzert wurde ein Erfolg und die Idee weiterer Klassikkonzerte mit der Musik von Udo Jürgens war geboren. 

So kam es im Jahr 1992 zu insgesamt 11 Sommerkonzerten unter dem Titel „Open Air Symphony“. Sie fanden zusammen mit dem Symphonie-Rundfunkorchester Frankfurt unter der Leitung von Prof. Peter Falk, dem Kinder- und Jugendchor Frankfurt und dem Pepe Lienhard Orchester statt. So standen damals 125 Musiker mit Udo auf der Bühne - so schrieb Udo im Begleittext - ein beeindruckender Aufwand, den man damals betrieb. Um die Ticketpreise nicht in astronomische Höhen schießen zu lassen suchte und fand man mit der Sektmarke Mariacron einen Partner und Sponsor. Höhepunkt des Ausflugs in die Welt der Klassik war das Konzert auf der Wiener Donau-Insel, bei dem Udo Jürgens über 200.000 begeisterte Menschen zujubelten. Es gilt bis heute als eines der größten Konzerte auf dem europäischen Kontinent.

Das Konzert in der historischen Kulisse des 2.000 Jahre alten römischen Amphitheaters von Windisch in der Nähe von Zürich (Schweiz) wurde von Peter Wagner mit einem mobilen Tonstudio und über 100 Mikrofonen aufgenommen und am 20. August 1992 fast ungekürzt als Doppel-CD, Doppel-MC und letztmals auch als Doppel-LP veröffentlicht. Außerdem wurde das Konzert mit 9 TV-Kameras aufgezeichnet und kurz darauf im RTL-Privatfernsehen ausgestrahlt. Es erschien ein VHS-Video, welches aber bisher nicht auf DVD oder zum Streaming erhältlich ist. Diese besondere Konzertreihe ist also recht gut für die Nachwelt dokumentiert.

Natürlich beginnt das Konzert mit einem bombastischen Orchester-Opening, gefolgt von „Die Welt braucht Lieder“. Dann folgt schon „Wort“ in voller Länge - also über acht Minuten! - welches Udo erstmals live vor Publikum mit großem Orchester spielen kann. Bei „Die Blumen blüh’n überall gleich“ kommt der Kinderchor zum Einsatz und Udo singt im Duett mit jungen Solisten. Auch ein „Classic Medley“ hat man eingebaut, dabei werden ein paar von Udos Hits im Stil á la Mozart gespielt. 

Ein absoluter Höhepunkt ist die sehr eindringliche Version von „Griechischer Wein“. Die ersten beiden Strophen singt Udo in sehr langsamem Tempo und verleiht dem Text so eine ganz besondere Bedeutung und Betonung - so hat man dieses Lied wohl noch nie gehört und man schenkt dem Text eine angemessene Aufmerksamkeit - immerhin ist es kein Urlaub-am-Mittelmeer-Schlager sondern thematisiert die Situation von Gastarbeitern fern der Heimat.

Ganz wunderbar ist, dass neben „Wort“ auch der eigentlich erste Teil von Udos Symphonischer Dichtung aufgeführt wird: das Skandallied „Gehet hin und vermehret euch welches 1989 sogar ein Radioboykott in Bayern ausgelöst hatte. Hier wird Udo begleitet von dem großartigen Violinvirtuosen Christian Fink und gemeinsam leiten sie zum Pepe Lienhard Orchester über. Diese geradezu epische Version dauert über zehn Minuten, auch sie ist einmalig und nur hier so in einer Aufnahme zu hören. Bei dem Lied „Wir“ singt passenderweise der Jugendchor (der Text handelt schließlich von Hoffnung und Aufbruch in die Zukunft) abwechselnd mit Udo Jürgens. Und damit endet gerade einmal die erste Hälfte dieses besonderen Konzertes.

Der zweite Teil wird mit dem Lied „Geradeaus“ eröffnet, immerhin war die gleichnamige Tournee durch Deutschland und Europa gerade erst überaus erfolgreich zu Ende gegangen. Dann folgt der Klassiker „Der gekaufte Drachen“ und ein Medley aus „Schenk mir noch eine Stunde“ und „Singing in the Rain“ mit einem Duett und einer begeisternden Step-Tanz-Einlage des Percussionisten der Pepe Lienhard Band Billy Kudjo Todzo.

Weitere Highlights im zweiten Teil sind „Ich bin dafür“, „5 Minuten vor 12“, „Carpe Diem“ (nur hier live zu hören) und „Mein größter Wunsch“.

Den Abschluss dieses großartigen Konzertes bildet „Ihr von Morgen (Hymne an die Zukunft)“ und Hymne ist hier wirklich nicht zu viel versprochen!

Fazit: Diese Konzertreihe war etwas ganz Besonderes und Einmaliges in der langen Live-Karriere von Udo Jürgens. Für ihn ging damals ein Traum in Erfüllung. Zum Glück können wir noch heute daran akustisch teilhaben. 

©Text: Daniel Speck (www.udowiki.de)